„Wie gedenken wir richtig?“ – Leobersdorfer:innen auf Spurensuche im Industriezentrum Süd
Das Industriezentrum Süd bei Wiener Neudorf – ein Ort mit schwerer Geschichte: Während des Zweiten Weltkriegs war das gesamte heutige Gewerbegebiet ein zentraler Standort der NS-Rüstungsindustrie. In den damaligen Flugmotorenwerken wurden tausende Zwangsarbeiter:innen eingesetzt – unter oft lebensbedrohlichen Bedingungen. Heute engagiert sich der Gedenkverein Wiener Neudorf unter der Leitung von Jürgen Gangoly für die Aufarbeitung dieser Vergangenheit – mit Rundgängen, Forschungsprojekten, Schulaktionen und digitalen Vermittlungsformaten. „Wir wollen zeigen, dass Erinnerung nicht bei einem Denkmal beginnt – sondern bei Gesprächen, Begegnungen und neuen Formen des Gedenkens“, so Gangoly. „Auch wenn baulich nichts mehr erhalten ist, kann man mit den richtigen Methoden sehr viel Bewusstsein schaffen.“
Wir haben diesen Rundgang organisiert, um Beispiele kennenzulernen, die auch auf die Situation in Leobersdorf übertragbar sind. Denn auch in Leobersdorf wird die Vergangenheit teils noch verdrängt: Das ehemalige Zwangsarbeiterinnenlager Hirtenberg – ein Außenlager von Mauthausen, das sich auf Leobersdorfer Boden befand – ist bis heute nicht gekennzeichnet oder öffentlich sichtbar. Das Areal wurde nach dem Krieg privat weiterverkauft und gewinnbringend genutzt – eine Tatsache, die in der Bevölkerung vielfach auf Kritik stößt.
„Gedenken heißt nicht Schuldzuweisung – sondern Verantwortung“, sagt Christian Husar, Gemeinderat und unser Sprecher für Erinnerungskultur. „Unser Ziel ist, diese Verantwortung spürbar zu machen – und endlich Räume zu schaffen, in denen auch bei uns offen erinnert werden kann. Der Rundgang war dafür ein wertvoller Impuls.“ Und Harald Sorger, geschäftsführender Gemeinderat, betont: „Wir müssen nicht alles neu erfinden – aber wir müssen hinschauen. In Guntramsdorf und Wiener Neudorf zeigt sich, wie Erinnerungskultur auch wirtschaftlich, sozial und kulturell Wirkung entfalten kann. Genau das wollen wir auch in Leobersdorf ermöglichen.
Wir möchten weitere Exkursionen und Projekte zur Erinnerungskultur durchführen – auch in andere Gemeinden. Du bist interessiert? Dann melde dich bereits jetzt unter hallo@leobersdorf.jetzt und wir werden dich zu künftigen Terminen einladen.